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Milli Vanilli: From Fame to Shame
Musik, Dokumentation • 24.05.2019 • 21:45 - 22:45
Milli Vanilli im März 1990 im Pop-Olymp: mit Grammy in der Tasche und Whitney Houston im Arm
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Er machte die beiden zu Gold: Nach Boney M. war Milli Vanilli Frank Farians größter Erfolg.
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Androgyn und geheimnisvoll: Milli Vanilli am Anfang ihrer Karriere 1987
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Fabrice Morvan vor dem P1 in München, dem Club, in dem alles begann
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Hint
Online verfügbar von 24/05 bis 31/05
Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2015
Musik, Dokumentation

Krönung der Karriere von Milli Vanilli ist die Grammy-Verleihung in Los Angeles. Dass ein in tiefster deutscher Provinz produziertes Musikprojekt musikalische - und modische - Trends in den USA setzt, ist etwas noch nie Dagewesenes. Als jedoch einige Monate später bekannt wird, dass Rob Pilatus und Fab Morvan nicht selbst singen, verwandelt sich das Popmärchen rasch in einen der größten Skandale der Musikgeschichte. Und für die beiden Bandmitglieder in einen Alptraum.

Die Dokumentation erzählt die Geschichte von Milli Vanilli aus der Innensicht und lässt alle maßgeblich Beteiligten zu Wort kommen: Wie sich Robert Pilatus und Fabrice Morvan im München der 80er Jahre anfreunden und als "Empire Bizarre" erste musikalische Schritte wagen, wie der Produzent Frank Farian sie entdeckt und gemeinsam mit ihnen das perfekte, international vermarktbare Pop-Produkt schafft und wie die beiden sich schließlich in einer Mischung aus Selbstüberschätzung und Ringen um die eigene Würde mit ihrem Schöpfer überwerfen und es zum Konflikt von beinahe mythologischer Tragweite kommt: Denn Rob Pilatus und Fab Morvan rebellieren, weil sie mit ihrer zugedachten Rolle als Playback-Darsteller nicht länger zufrieden sind und selbst die Stimmen übernehmen wollen.

Ohne Schuldzuweisungen vorzunehmen, macht die Dokumentation deutlich und erlebbar, wie Fab Morvan und Rob Pilatus sich immer weiter verstricken, nach und nach die Bodenhaftung verlieren und sich schließlich am stets größer werdenden Ruhm die Flügel verbrennen. Gerade Robert Pilatus überidentifiziert sich im Angesicht des phänomenalen Erfolgs mit der Rolle des Superstars. So verkündet er 1990: "Musically, we are more talented than any Bob Dylan, Paul McCartney or Mick Jagger. I'm the new modern rock & roll. I'm the new Elvis." Nach Auffliegen des Skandals fehlen dem extrovertierten, charismatischen Pilatus im Gegensatz zum besonneneren Morvan die Reserven, sich zu fangen. Er wird zu einem Verlorenen. Und zumindest im Tod ein richtiger Rockstar: zugedröhnt und einsam in einem Hotelzimmer.