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Der Fall Léon K.
Info, Geschichte • 01.04.2025 • 21:50 - 23:10
Vom Internierungslager „Nexon“ ist heute nichts mehr übrig: Auf dem Gelände stehen nun Wohnhäuser.
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1942 schreibt der junge Léon Kacenelenbogen aus zwei Internierungslagern jeweils einen Brief an Marschall Pétain, in denen er das Oberhaupt der Vichy-Regierung um Hilfe anfleht.
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Die französische Regierung lieferte den Nationalsozialisten Zehntausende Männer, Frauen und Kinder aus – unter ihnen auch Léon.
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Außer Dokumenten in den Archiven der Verwaltungs- und Polizeibehörden und einigen wenigen Fotos ist fast nichts von Léon geblieben.
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Originaltitel
Le cas Léon K.
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2024
Info, Geschichte
Der junge Pole Léon Kacenelenbogen war mit seiner Familie nach Belgien emigriert, das später von Deutschland besetzt wurde. Von dort floh er weiter nach Frankreich. Im Sommer 1942 gelingt es ihm, heimlich die Demarkationslinie zu überqueren. Einen Monat später wird er bei einer Razzia im unbesetzten Teil Frankreichs verhaftet. Wie viele andere Flüchtlinge hatte Léon kein anderes Verbrechen begangen, als "Angehöriger einer verfluchten und verdammten Rasse" zu sein, wie er in einem seiner Briefe an Marschall Pétain schrieb, den Chef des Vichy-Regimes. Nach Aufenthalten in den Lagern Douadic und Nexon wird er im September 1942 in das Lager Rivesaltes verlegt. Von dort soll er direkt in das Sammellager Drancy überstellt werden - die letzte Station vor den von den Nazis in Polen errichteten Vernichtungslagern. Zehntausende Männer, Frauen und Kinder werden von der französischen Regierung an die Nationalsozialisten ausgeliefert. Léon gelingt die Flucht. Er erreicht das franquistische Spanien, wird dort mehrere Monate inhaftiert und gelangt schließlich nach Barcelona. Dort verschaffen ihm jüdische Organisationen einen Platz auf einem Schiff, das nach Palästina steuert, damals unter britischem Mandat. 1950 kehrte er aus Israel nach Antwerpen zurück. Dort verstarb er 2017 im Alter von 96 Jahren. Außer Spuren in den Archiven der Verwaltungs- und Polizeibehörden und einigen Fotos ist fast nichts von ihm geblieben. Einige der Orte seines Leidens dienen heute als Gedenkstätten, die an die französische Kollaboration mit Nazi-Deutschland erinnern.